Mittwoch, 14. Dezember 2011

Zweilicht

Zurückerobert von der Natur
Jay hatte ihn nur ein einziges Mal in seinem Leben gesehen und jetzt war er für immer weg. Sein Vater war gestorben und mit ihm alles, woran Jay noch bis am Schluss festhalten konnte. Jedes Mal, wenn seine Mutter ihn anschrie, ihm vorwarf wie sein Vater zu sein, versetze es dem Jungen einen Stich, doch mittlerweile hätte er nicht stolzer sein können, denn Zweiherz war nicht verrückt. Er hatte gesehen, was anderen Menschen verborgen geblieben war und versucht seinen Sohn über die lauernde Gefahr zu benachrichtigen. Doch als Jay die Andeutungen entschlüsselte, schien es schon zu spät.

Gefangen im New York der heutigen Zeit, wusste Jay nicht, dass dies schon lange nicht mehr die Realität war. Denn es waren hundert Jahre vergangen, und die damalige Metropole war zu einer Geisterstadt mutiert, in der bloß noch Trümmer an die einstigen so imposanten Bauwerke erinnerten. Die Natur hatte sich längst wieder zurückgeholt, was die Menschen gestohlen hatten und doch bestand das Leben nur noch aus Angst und Schrecken. Immer wenn Schnee fiel, war Wendigo da um seinen Lohn aus Menschenleben einzufordern.

Fantastische Dystopie?
Ich glaube mich erinnern zu können vor einiger Zeit gelesen zu haben, dass die Autorin Nina Blazon beauftragt wurde, einen Roman über Vampire zu schreiben, der ihr unglaublich gut gelungen war. Damals war der Hype um genau diese mystischen Wesen gerade am Höhepunkt, doch sie hat eine ganze andere Art von Geschichte entstehen lassen, die nicht viel mit Fantasy, dafür umso mehr mit einem Historischen Roman zu vergleichen war. Und obwohl ich es nicht weiß, stelle ich mir vor, dass es hier bei diesem Buch ähnlich war.

Dystopie ist im Moment ein sehr angesagtes Genre aber leider kommt es zu oft vor, dass Autoren unter Druck und einem Thema, mit dem sie selbst nicht sehr viel anfangen können, ein eher mäßiges bis schlechtes Buch verfassen. Bisher war ich, mit einer Ausnahme, von allen Büchern der Autorin gefesselt, doch dieses hier ist das zweite, das mir nicht gefallen und mich eher enttäuscht hat. Nina Blazon hat die Gabe einen mit ihren Worten zu fesseln und so muss ich sagen, dass ihr Schreibstil auch hier wieder toll war. Jedoch war die Geschichte selbst nicht irgendwie fesselnd, wie ich es sonst von ihren Büchern kenne.

Anfangs wusste man noch, worum es in dem Buch geht und man konnte der Geschichte ziemlich gut folgen, als dann die Wendung kam und mit ihr das Unverständnis, das bis am Schluss geblieben ist. Wenn man den Roman fertig gelesen hat, stehen immer noch so viele Fragen offen und vor allem die Beziehung zwischen Jay und Ivy ist nicht im Geringsten nachvollziehbar. Beide scheinen sich nicht leiden zu können und bloß durch einen einzigen Kuss soll sich ihre Gefühlslage ändern, obwohl sie sich weiterhin so oft wie möglich angiften? Das grenzt stark an verständnisloser Unglaubwürdigkeit.

Fazit
Ich habe mich so sehr über das Buch gefreut, wurde jedoch maßlos enttäuscht. Inzwischen ist es das zweite Buch der Autorin, das mich nicht begeistern konnte und eigentlich wünsche ich mir, dass sie nicht mit dem Trend geht und über Genres schreibt, die gerade im Überfluss publiziert werden. Denn genau darum geht es: Eine Geschichte entstehen zu lassen, die neu ist. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan, denn etwas zu schreiben, worüber noch nie gelesen wurde, ist unmöglich. Jedoch hat die Autorin es bisher meistens geschafft, ihren Büchern etwas anderes Neues hinzuzufügen, das begeistern konnte. Hoffentlich ändert sich das wieder, denn hier war dies nicht der Fall.

Irie Rasta Sistren dankt cbt herzlichst für die Bereitstellung dieses Buchs.

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