Montag, 16. Januar 2012

Die Worte Der Weißen Königin

Frei wie ein Seeadler
Obwohl seine Mutter die Familie verlassen hatte als er noch ganz klein war, hatte Leon nie das Gefühl, dass ihm etwas fehlen würde. Alles was er konnte und wusste, hatte der Junge von seinem Vater gelernt, der immer für ihn da war. Bis jener Tag kam, an dem sich eine Ziege aus dem Gehege befreite und davonlief. Als Lion und sein Vater das entflohene Tier wiederfanden, lag es tot auf dem Boden, während zwei Seeadler an der Ziege nagten. Bloß einer der Adler konnte den tödlichen Kugeln entfliehen, die der Vater auf sie abschoss und dieser Seeadler hatte einen Ring um das Bein.

Lion hatte lange gewartet bis er seinen Seeadler endlich wiederfand. Das Tier war inzwischen erwachsen und konnte sich nicht mehr an den Jungen erinnern, der ihm einst das Leben gerettet hatte. Aber auch die weiße Königin war ein wichtiger Teil in Lions Leben geworden, denn ganz im Gegenteil zu ihr war der schwarze König von allem Schlechten zerfressen. Lion hatte lange seinen Zorn zu spüren bekommen, bis er sich eines Tages dazu entschloss einfach wegzulaufen. Zu seinem Seeadler.

Gefangen wie ein wilder Löwe
Als ich begonnen habe diesen Roman zu lesen, wusste ich erst nicht worum es geht. Doch nach und nach kam man dahinter, während das ganze Buch aber von seltsamen Begebenheiten gespickt ist. Es ist ein Jugendroman, der zum Nachdenken anregt. Einer, der auch von Erwachsenen gelesen werden kann und seine Wirkung nicht verfehlt. Eine Geschichte, die sowohl phantastisch als auch real anmutet und die von wunderbaren Worten erzählt, die man gelesen haben muss.

Jedoch gab es auch einige Schwachstellen. Der Anfang als auch der Schluss ließen den Leser in Lions Welt abtauchen die zuerst wunderbar vollkommen wirkte aber dann bloß nur noch von einem schwarzen Nichts umhüllt war. Man konnte das Buch während diesen Szenen kaum noch aus der Hand legen. Ganz anders beim Mittelteil, als der Junge beschloss, aus seiner Situation zu fliehen um zu überleben. Während der Flucht oder auch seiner Suche versuchte die Autorin Antonia Michaelis immer wieder spannende Stellen einzubauen, die jedoch eher ins Unglaubwürdige drifteten als dass man manche Handlungen nachvollziehen konnte.

Sowohl Lion als auch sein Vater und die anderen Figuren in diesem Buch sind einzigartig. Sie werden absolut menschlich dargestellt, während ihr Verhalten aber auch ins unmenschliche rutscht. In Zweifel, Hass und Nutzlosigkeit, wie es diese Gefühle auch in Wirklichkeit zu genüge gibt. Die Autorin versucht gerade heraus, jedoch nicht ganz so offensichtlich, ein Thema anzusprechen, das für mehr Menschen als man denkt den Alltag wiederspiegelt. Nicht alle Handlungen der Charaktere sind nachzuvollziehen, jedoch fühlt man sich während dem Lesen genauso zerbrechlich wie es ein edles Weinglas ist, das gerade auf den Marmorboden aufschlägt.

Fazit
Würde ich das Buch bloß von meinen Gefühlen geleitet bewerten, würde ich in den höchsten Tönen davon reden. Es berührt auf eine Weise, die immer wieder an den Nerven zerrt und Unbehagen in einem auslöst. Doch die Handlung selbst war ein wenig zu einseitig und öfters auch nicht nachvollziehbar, weshalb es mir ein wenig langatmig vorkam. Lion ist zwar noch jung, jedoch einerseits sehr selbstständig, andererseits noch unglaublich naiv, was nicht wirklich zusammen passt. Trotzdem kann ich das Buch nur empfehlen, denn es geht um ein Thema, das mehr in die Öffentlichkeit gerückt werden muss um endlich anklang zu finden.

Irie Rasta Sistren dankt Oetinger herzlichst für die Bereitstellung dieses Buchs.

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