Montag, 1. Februar 2010

Feuchtgebiete

Fasziniert aber doch angeekelt?!
Obwohl in der heutigen Gesellschaft viel über Tabu-Themen gesprochen wird, ist es dann trotzdem so, dass da eine bestimmte Grenze überschritten werden kann? Bestimmt, denn sonst hätte dieses Buch hier nicht für so unglaublich viel Wirbel gesorgt, wie es der Fall war und immer noch ist. Charlotte Roche scheint nicht mit ihrem Buch provozieren zu wollen, doch ein Rebell steckt bestimmt in ihr. Feuchtgebiete ist ein Roman den man gelesen haben muss.

Ein erstaunliches Mädchen
Helen, eine Achtzehnjährige, ist ins Krankenhaus eingeliefert worden, da sie sich bei einer Rasur im Intimbereich eine schlimme Schnittverletzung zugezogen hat. Sie hatte sich früher nie darum gekümmert, ihre Körperbehaarung zu entfernen, doch einmal angefangen, kann sie nun nicht mehr aufhören. Eigentlich hatte sich ihr Bekannter Kanell fast jeden Samstag darum gekümmert, aber es gab auch Wochenenden, an denen Helen ihre Intimpflege alleine bewerkstelligen musste. Sie war immer zu ungeduldig beim Rasieren, schnitt sich und landete deshalb im Krankenhaus.

Nach der Operation an ihrem Hinterteil musste Helen einige Tage im Spital verbringen. Ihr war so langweilig, dass sie einen Plan auszuhecken begann, der ihre geschiedenen Eltern wieder zusammenführen sollte. Sie hatte keine Ahnung, wieso deren Beziehung in die Brüche ging - vielleicht weil ihre Mutter versucht hatte, sich selbst und Helens kleinen Bruder Toni zu ermorden? Es war eine Frage, die wahrscheinlich nie beantwortet werden würde, doch als Scheidungskind hat man eben den Wunsch, dass die Eltern wieder zusammen kommen. Während sie sich die verschiedenen Möglichkeiten nun durch ihren Kopf gehen ließ, kamen Helen auch immer wieder Erinnerungen an vergangene Zeiten. Da gab es diese Tage, an denen Helen sich mit ihrem Duschkopf vergnügte oder ihr Exfreund eine neue Idee hatte, um es im Bett spannender zu machen. Auch die Avocadokerne, die Helen gerne züchtete, konnten bestimmte Aufgaben in ihrem Körper erfüllen. Das Mädchen hatte viel Fantasie bei solchen Spielen, und ihre Neugier und Offenheit brachten ihr im Krankenhaus einen neuen Freund. Einer ihrer Pfleger namens Robin hatte sich ziemlich schnell an Helens Art gewöhnt und schon bald war sie sich sicher, dass er in sie verliebt war.
Das selbstbewusste Mädchen hatte aber auch andere Hobbys. Sie konnte diese Reinheitsfanatiker, wie ihre Mutter einer war, nicht ausstehen. Wenn sie mal ihre Tage hatte, markierte sie gerne öffentliche Gegenstände mit ihrem Blut, tauschte ihren selbstgebastelten Tampon aus Klopapier mit dem ihrer Freundin aus und verwendete diesen dann oder benutze ihre eigenen Körpersäfte als Parfüm. Wo sie nur konnte, versuchte Helen sich Bakterien einzufangen, um sich dann zu beweisen, dass alle Leute mit ihren Hygienethesen unrecht hatten.

Helen sollte nun bald das Krankenhaus verlassen. Sie hatte es aber immer noch nicht geschafft, ihre Eltern gemeinsam in ihr Krankenzimmer zu locken, damit sie miteinander reden konnten. Sie hatte sich das alles viel leichter vorgestellt, und um mehr Zeit zu gewinnen, musste sie schnell handeln. Helen riss sich die immer noch schmerzende Wunde in ihrem Gesäß wieder auf, bis der Schmerz sie fast lähmte. Das Blut sprudelte nur so aus ihr heraus, und nun musste sie notoperiert werden.

Cover
Das Buch besteht hauptsächlich aus einem knalligen Pink, das sozusagen Mädchen repräsentiert. Das Bild von einem Pflaster kann man als eine Verletzung deuten, die geheilt werden muss - physische oder psychische Verletzungen.

Fazit
Das Buch behandelt Themen einer zerrissenen Familie, mangelnder Körperhygiene und von Sexualität. Helen repräsentiert die Probleme der heutigen Jugend - sie verträgt die Scheidung ihrer Eltern nicht, hat eine gesunde Neugier auf ihren Körper und rebelliert gegen Leute, die meinen, alles besser zu wissen. Zwar ist einiges im Extremen dargestellt, doch Charlotte Roche hat einen Roman verfasst über Vorkommnisse, an die jeder einmal denkt. Da unsere Gesellschaft aber noch ziemlich unaufgeschlossen ist, will niemand offen darüber reden.

Irie Rasta Sistren dankt Ullstein herzlichst für die Bereitstellung dieses Buchs.

1 Kommentar:

  1. das buch ist geniallll....
    ich hab noch nie so eine story gelesen...es war lustig, aber an ein paar stellen auch eckelig...

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