Donnerstag, 1. April 2010

Beim Leben Meiner Schwester

Ein bewegendes und aufrüttelndes Buch
Was mich an diesem Roman und vor allem an Jodi Picoult so sehr erstaunt hat, war, dass sie es geschafft hat trotz vieler medizinischer und juristischer Begriffe, die Geschichte so zu erzählen, dass es wirklich jeder versteht. Ihr Roman handelt nicht von überirdisch starken Geschöpfen, die alles können – es handelt von einer Familie, so wie es diese zu tausenden auf der Welt gibt. Geprägt von Schicksalsschlägen und trotzdem mit einem Funken Hoffnung, die sie daran hindert, einfach aufzugeben. Wenn man das Buch zu lesen beginnt, sollte man unbedingt für genügend Taschentücher sorgen.

Muss die eine sterben, damit die andere leben kann?
Anna wurde nur aus einem Grund gezeugt. Nämlich um ihrer todkranken Schwester, die im Alter von zwei Jahren an Leukämie erkrankt ist, das Leben zu retten, indem sie als Spenderin für Kate fungierte. Anna ist mit einem Schicksal geboren, dass ihr ganzes Leben bestimmt. Ihre Schwester Kate ist dem Tod aber nun so nahe, dass eine Nierentransplantation der einzige Weg ist sie zu retten, doch Anna reicht eine Klage gegen ihre Eltern ein. Das dreizehnjährige Mädchen möchte diese Operation nicht und zukünftig auch das Recht, nur noch alleine über ihren Körper zu bestimmen. Damit beginnt eine Achterbahnfahrt voller Verzweiflung, Verständnislosigkeit aber auch Liebe.

Anna kann sich kein Leben ohne Kate vorstellen und trotzdem geht sie, mit ein paar hundert Dollar in der Tasche, zu dem Anwalt Campbell Alexander, um ihn darum zu bitten, sie in ihrem Interesse zu vertreten. Da das gute Publicity für den Mann ist, übernimmt er ihren Fall und bringt somit einen Stein zum rollen, mit dem niemand gerechnet hat. Kate war immer schon der Mittelpunkt der Familie gewesen während Jesse, der älteste von den drei Kindern der die Aufmerksamkeit durch Brandstiftung und die Einnahme von Drogen auf sich zog, das Sorgenkind war. Anna war nur sichtbar, falls Kate ins Krankenhaus kam und eine Knochenmarktransplantation oder Blut brauchte. Das Leben der Fitzgeralds war schon lange kein Normales mehr. Die vielen Krankenhausaufenthalte bestimmten jede Sekunde der fünfköpfigen Familie und nicht nur Anna musste vieles einstecken, jedoch war es ihr Körper der trotz Gesundheit, viel zu viele Eingriffe in Kauf nehmen musste.
Es gab zwar schöne Zeiten, die vereinzelt die Sonne scheinen ließen, auch wenn der Himmel bewölkt war. Als Anna noch kleiner war traute sich Kate nicht aus dem Haus, da ihr durch die Chemotherapie alle Haare ausgefallen waren. Kurz daraufhin schnappte sich ihre Mutter Sara den Rasierapparat und glitt sich damit über den Kopf. Und auch Anna wollte mitmachen und ließ sich eine Glatze verpassen. So spazierten die drei durch das Einkaufszentrum und belächelten das Geschwätz der Leute, die sie mit großen Augen und offenen Mündern anstarrten. Niemand hatte aber damit gerechnet, dass Kate sich auch mal verlieben würde. Tyler war auch Krebspatient, jedoch waren seine Chancen wieder gesund zu werden im Vergleich zu Kates, sehr hoch. Er war ihr erster Freund und zusammen unternahmen sie so viel, dass sie sich wie normale Teenager fühlten. Leider waren die schlechten Zeiten nicht sehr weit entfernt, denn Tyler verstarb einen Tag nachdem ein Ball stattgefunden hatte obwohl er da noch so gesund wirkte, wie es ein Krebspatienten nur konnte. Als Kate einige Zeit später abgemagert auf eine Niere wartete, machte sie sich schon darauf bereit, bald selbst nicht mehr auf der Welt zu sein.

Jesse hielt von Anfang an als einziger zu Anna, als sie ihre Eltern verklagte, obwohl er Kate genauso liebte wie seine jüngste Schwester. Bis dahin wusste auch noch niemand, dass es eigentlich nicht ihr eigener Wille war, Kate die Niere zu verweigern. Sie konnte ohne ihre Schwester nicht leben und würde deshalb alles für sie tun, auch wenn sie sich manchmal wünschte, Kate wäre schon tot. Dieser egoistische Gedanke der Anna richtig beschämte war nur entstanden, weil das vielleicht die einzige Lösung sein würde ein normales Leben führen zu können. Denn es gab keine Chance, dass die beiden Schwestern zusammen ein sorgloses Leben führen durften.

Cover
Erweitert man in Gedanken das Bild von dem Mädchen, das auf dem Cover zu sehen ist, könnte man sich vorstellen, dass sie neben ihrer Schwester liegt, während sie die sorgenvollen Augen über die Todkranke schweifen lässt.

Fazit
Vom ersten Satz an rechnet man damit, dass Kate am Ende stirbt. Umso entsetzter ist man, wenn einem die letzten Sätze ins Gedächtnis dringen und man diese zu verstehen beginnt. Die Geschichte erzählt von einer Familie, dessen Hauptrolle von einem kleinen, dreizehnjährigen Mädchen besetzt ist, das dem Leser so normal vorkommt, in Wirklichkeit aber das Herz eines Engels in sich trägt. Jodi Picoult trifft die Gefühle des Lesers ohne Rücksicht und dafür kann man ihre bemerkenswerten Figuren nur lieben.

Irie Rasta Sistren dankt PIPER herzlichst für die Bereitstellung dieses Buchs.

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