Montag, 21. Juni 2010

Der Erste Rasta

Rastafari
Wer den Titel dieses Buchs liest, wird wahrscheinlich glauben, dass hier von Bob Marley die Rede ist. Doch das stimmt ganz und gar nicht. Zwar wird der berühmteste Rastafari auch in diesem Buch öfters erwähnt, jedoch gibt es diese Religion schon ein paar Jahre länger als Bob Marley selbst. Hélène Lee, eine französische Journalistin, hat sich auf die Suche nach dem ersten Rasta gemacht und ist dabei auf viele Geschichten rund um Jamaica, die junge Religion und die Dreads gestoßen.

Leonard Percival Howell
Der Reggae ist mit Bob Marleys Songs erst so richtig auf der ganzen Welt bekannt geworden und somit auch die Religion der Rastafari. Inzwischen gibt es Anhänger auf jedem Kontinent aber die wenigsten wissen, wie diese eigentlich entstanden ist oder wieso gerade Haile Selassie I. als König der Könige bezeichnet wird, obwohl er ein grausamer Herrscher war und Äthiopien in die Armut getrieben hat. Der Rastafarianismus wirft viele Fragen auf, welche Hélène Lee zu lösen versucht. Zwar kann man nicht alles glauben was ihr auf der Suche nach dem ersten Rasta erzählt wurde, denn viele Geschichten wurden an manchen Stellen im Laufe der Jahre immer wieder verändert, jedoch ergeben einige Dinge ganz schön viel Sinn.

Der erste Rasta war Leonard Percival Howell um den sich viele Mythen ranken. Manche Jamaikaner behaupten, er würde immer noch leben, andere schütteln darüber nur den Kopf. Hélène Lee beschreibt wie in einem Tagebuch auf welche Leute sie gestoßen ist um die geheimnisvolle Geschichte aufzudecken. Nicht nur Familienmitglieder Howells erzählten der Journalistin einiges sondern auch Berühmtheiten wie Jimmy Cliff kommen hier zu Wort. Vorab sollte man aber wissen, dass Marcus Garvey eine sehr große Rolle in dieser Religion spielt, auch wenn er selbst nie diese Absicht hatte. Doch mit dem Mann, der die Universal Negro Improvement Association (UNIA) gründete, begann der Gedanke an ein freies und unabhängiges Leben der einstmaligen Sklaven.
Leonard Howell war der erste, der Haile Selassie I. oder auch Ras Tafari – daher auch der Name der Religion – als den neuen Messias proklamierte und seine Lehren unter einer anfänglich kleinen Gemeinde erläuterte. Aufgrund einiger Bibelstellen war Howell überzeugt, dass Haile Selassie I. der Erlöser des schwarzen Volkes war, wobei besonders die Unterschicht der Jamaikaner von dieser Idee angetan war. Bald darauf kaufte der erste Rasta das Landgut Pinnacle Estate, was zum Zentrum der Rastafari-Bewegung wurde. Die Botschaften wurden immer weiter verbreitet und gleichzeitig wurde dafür gesorgt, dass jeder zu essen hatte. Aber Howell hatte nicht nur Anhänger, denn besonders die Polizei war gegen diesen Kult. Sie verhafteten unschuldige Rastafaris, schnitten ihnen ihre heiligen Dreadlocks ab und folterten sie. Die Rastas wurden gefürchtet und verachtet. So lösten sich diese Menschen von ihrem damaligen Zentrum und gingen in alle Richtungen. Besonders in Kingston und Trench Town fanden sie ein neues Zuhause und begannen dort über den Messias zu berichten.

Die Rastas stehen für Frieden, Gerechtigkeit und Liebe ein und sind gegen Schmerz und Gewalt, was sie Babylon nennen. Trotzdem ist diese Religion in Jamaika immer noch nicht gern von der Politik und der Polizei gesehen und auch in den Ländern auf der ganzen Welt, wo man inzwischen Rastafaris findet, wenn auch nicht scharenweise, haben viele noch Vorurteile gegen diese Religion. Das Unbekannte und Neue macht den Menschen Angst und so stempeln sie den Rasta als einen ganjarauchenden Nichtsnutz ab. Hélène Lee zeigt, dass viel mehr dazugehört ein Rasta zu sein und wer sich näher mit dieser Religion beschäftigt versteht vielleicht auch den Zusammenhalt dieser Menschen. Es begann als kleiner Hoffnungsschimmer für die Ärmsten der Armen und nun finden sich Anhänger auf der ganzen Welt.

Cover
Auf dem dunkelroten Hintergrund finden sich drei kleine Bilder in einer Reihe. Ein kleiner Junge vor einer grün-gelb-rot gestrichenen Holzwand, ein Abbild von Bob Marley und einer Zeichnung von vier fröhlichen Rastas.

Fazit
Das Buch ist sehr interessant, angenehm zu lesen und besonders aufschlussreich. Wer immer schon mehr über den Rastafari und die Anfänge der Religion wissen wollte hat hier den perfekten Fragenbeantworter. Man erfährt sehr viel über Leonard Percival Howells Beweggründe, die Nyabinghis und dem Pinakel. Meiner Meinung ist dieses wirklich gut geschriebene Buch das aufschlussreichste über den Rasta und seine Kultur. Ein Muss für jeden Freiheitskämpfer, Gerechtigkeitsbefürworter und Reggaeliebhaber.

Irie Rasta Sistren dankt Hannibal herzlichst für die Bereitstellung dieses Buchs.

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