Montag, 26. März 2012

Als Gott Ein Kaninchen War

Der unerträgliche Verlust eines Menschen
Elly war schon immer anders gewesen. Schon in jungen Jahren war klar, dass das Mädchen vielen Kindern in ihrem Alter um einiges voraus war und so kam es, dass Elly schnell zur Außenseiterin wurde. Sie hatte keine gleichaltrigen Freunde, bloß ihre alten Nachbarn konnte man als solche bezeichnen. Elly verbrachte viel Zeit mit Erwachsenen, bis zu jenem Tag, an dem ihr älterer Bruder Joe ihr persönlicher Beschützer wurde. Auch er war anders als die anderen Jungen seines Alters, doch die beiden Geschwister verband eine so starke Vertrautheit, dass Elly sich ein Leben ohne ihren Bruder gar nicht mehr vorstellen konnte.

Der Beschluss nach Cornwall zu ziehen fiel Ellys Eltern nicht leicht. Immerhin bedeutete das, dass das Mädchen ihre beste Freundin Jenny Penny hinter sich lassen musste, aber auch Joe wollte keinen neuen Lebensabschnitt beginnen. Charlie war weg aber genau deshalb wollte der Teenager bleiben. Die Erinnerungen an seinen Freund würden ansonsten einfach so verblassen. Doch das Haus in Cornwall war gekauft und so rückte der Tag der Abreise immer näher. Obwohl Elly und Jenny sich versprachen immer in Kontakt zu bleiben, und Joe dachte, Charlie nie wieder zu sehen, sollte alles anders kommen. Und doch war das nicht das Schlimmste, was Elly später noch bevorstehen sollte.

Vom Kind zum Erwachsenen
Ich war ziemlich neutral an das Buch herangegangen, denn ähnliche hatten es schon öfters in mein Bücherregal geschafft. Aus Erfahrung weiß ich, dass hinter solch einer Inhaltsangabe meist viel mehr steckt, als man es vielleicht denkt. Manchmal ist man daher absolut überwältigt oder einfach nur enttäuscht. Zum Glück war hier ersteres der Fall, weshalb ich das Buch kaum noch aus den Händen legen konnte. Eigentlich habe ich es so ziemlich verschlungen, was nicht nur an der sehr flüssigen Schreibweise der Autorin lag, sondern vor allem an der unglaublichen Geschichte.

Das Buch erzählt im ersten Teil die Geschichte der kleinen Elly vom jungen Kindesalter bis kurz zum Anfang der Pubertät. Sie ist ein absolut liebenswertes Mädchen, auch wenn man sofort merkt, dass sie ganz anders ist. Vielleicht ist es ja genau das, was sie so sympathisch macht. Aber genauso schließt man Joe, die Eltern und die Tante der beiden, Jenny Penny und Charlie ins Herz, jedoch ist das nicht bei jedem der Figuren so. Bei manchen weiß man einfach nicht, wie man anfangs für sie empfinden soll, was sich im Laufe der Geschichte dann ändert.

Ich war begeistert von Sarah Winmans Schreibweise, die sehr angenehm zu lesen war. Jedoch schien es der Autorin ein großes Anliegen zu sein, den Leser in manchen Szenen für einige Zeit im Unklaren zu lassen, sodass man sich selbst seine Gedanken machen konnte. Aber egal wie lange man auf die Aufklärung wartete, sie kam, wenn oft auch nicht sehr eindeutig. Deshalb ist mir bis heute nicht wirklich klar, was es mit Ellys jüdischem Nachbar auf sich hatte. Meine eigene Idee dazu hört sich recht plausibel an, jedoch passt sie meiner Meinung nach nicht ganz in das Schema.

Fazit
Ich bin regelrecht in das Buch verliebt. Ellys Geschichte, sowohl in ihren jungen Jahren, als auch als erwachsene Frau, haben mich oft sehr ergriffen. Die Autorin hat die eindeutige Begabung ohne jeglichen Kitsch in eine perfekt scheinende Welt zu führen, die jedoch bei genauerem Betrachten tiefe Risse enthält. Die Protagonisten sind sehr authentisch und wachsen einem daher schnell ans Herz. Besonders Elly und Joe sorgen dafür, dass das Buch so einmalig ist.

Irie Rasta Sistren dankt Limes herzlichst für die Bereitstellung dieses Buchs.

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